Werdegang des Projekts "The Last Dance"
Peter Doering, 06.06.2024
Wer hat das Projekt initiiert?
Der Verwaltungsbeirat Theatergassen, bestehend aus Peter Doering, Dr. H. Greifenhagen und Roland Müller. Die Federführung lag bei Peter Doering. Unterstützung gab es auch von den Gewerbetreibenden und Anwohnern in den Theatergassen.
Warum haben wir das gemacht?
Weil wir eine freie Wand hatten. Spaß beiseite, wir haben versucht, die Theatergassen attraktiver zu machen und verschiedene Ideen diskutiert. Ursprünglich dachten wir über ein Gemälde nach, das direkt auf die Wand gemalt werden sollte, aber das ist an gesetzlichen Regelungen gescheitert, z.B. dass es als bauliche Veränderung 100% Zustimmung aller Eigentümer sowie eine Baugenehmigung erfordert hätte.
Wie kam es zur Idee?
Da wir nicht direkt auf die Wand malen durften, dachten wir: was ist, wenn wir ein Bild aufhängen? Dagegen sprachen keine der genannten Regelungen und eine einfache Mehrheit reichte aus. Damit war die Idee geboren.
Wie ging es weiter?
Um diese einfache Mehrheit der Eigentümergemeinschaft zu bekommen, mussten wir vorab Künstler finden, die bereit waren, Entwürfe zu liefern. Diese Entwürfe sollten bei der nächsten Eigentümerversammlung zur Abstimmung vorgelegt werden. Unsere Eigentümer waren zunächst skeptisch, aber eine Testabstimmung ergab eine leichte Mehrheit für die Weiterführung des Projekts.
Wie fand man die Künstler?
Es war schwierig, Künstler zu finden, da wir keine Verbindungen in die Kunstszene hatten. Durch Tipps der Wirtschaftsförderung (Frau Vollmar) sowie des Stadtrats Michael Schmitt bekamen wir vielversprechende Kontakte. Die spätere Siegerin Barbara Bollerhoff wurde im Rahmen eines Arbeitsgruppentreffens des Projekts Mitte.Bamberg.2025 von uns direkt angesprochen. Sie war von der Idee begeistert und bewarb sich sogar mit mehreren Entwürfen für die Abstimmung.
Mitte.Bamberg.2025
Uns kam gelegen, dass das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen einen Fonds aufgelegt hatte, mit dem die Verödung der Innenstädte bekämpft werden sollte. Dieser Innenstadtfonds wurde in Bamberg unter dem Titel Mitte.Bamberg.2025 vorgestellt und Ideen aus der Bevölkerung in den Jahren 2023 und 2024 mit insgesamt 70.000 EUR pro Jahr gefördert, wobei jedes Einzelprojekt mit maximal 10.000 EUR gefördert werden durfte. Für dieses Projekt bewarben wir uns mit der Idee unter dem Titel „Wandkunstwerk in den Theatergassen“. Voraussetzung für die Bewerbung war allerdings die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft, die noch ausstand.
Wie verlief die Abstimmung innerhalb der Eigentümergemeinschaft?
Die Abstimmung innerhalb der Eigentümergemeinschaft wurde online durchgeführt, um möglichst vielen Eigentümern die Möglichkeit zur Teilnahme zu geben, was diese auch wahrnahmen. Das Ergebnis war überwältigend:
- Über 90% Zustimmung zum Projekt.
- Über 50% Zustimmung zum Entwurf Barbara Bollerhoffs, der unter dem Titel „The Last Dance“ umgesetzt werden sollte.
Barbara Bollerhoff's Tod
Tragischerweise verstarb Barbara Bollerhoff am Tag nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses. Ihre älteste Tochter Katharina versicherte uns, dass sie zum einen das Ergebnis noch erfahren, zum zweiten sich riesig darüber gefreut hatte. Nach dem Tod Barbara Bollerhoffs kam der Verwaltungsbeirat zu einer Krisensitzung zusammen, die sehr kurz und einvermehmlich verlief, nämlich, dass das Projekt mit Barbara Bollerhoffs Sieger-Entwurf weitergeführt werden sollte, vorausgesetzt, die Kinder Barbaras wollten das ebenfalls, und dass sie in der Lage wären, das Kunstwerk zu liefern. Beides haben die Kinder mit großer Begeisterung erfüllt.
Wie verlief die Abstimmung innerhalb Mitte.Bamberg.2025?
Für 2024 wurden insgesamt 17 Ideen eingereicht, von denen 10 für die Förderung ausgewählt worden sind. Jeder Projekt-Pate hatte 90 Sekunden Zeit, sein Projekt vorzustellen und weitere 90 Sekunden, um Fragen zu beantworten. Schwerpunktmäßig lagen die Ideen am oder um den Maxplatz herum, aber unser „Wandkunstwerk in den Theatergassen“ wurde mit geringen finanziellen Einbußen zu Gunsten eines weiteren Projekts (bzw. umgekehrt) genehmigt.
Wie wurde es realisiert?
Nach dem „Go“ des Innenstadtfonds brauchten wir noch die Erlaubnis des Denkmalschutzes, was sich als Formsache erwies. Die Erlaubnis bekamen wir innerhalb einer Woche und somit konnten wir das Kunstwerk in Auftrag geben, d.h. ein hochauflösendes Bild auf eine etwa 8 Meter hohe und 3 Meter breite Leinwand drucken. Die damit beauftragte Firma war die Werbeagentur Franke-Moden in Bamberg. Für die Anbringung wurde eine professionelle Gerüstbaufirma (Gerüstbau Müller in Rattelsdorf) beauftragt, die sowohl den „Bilderrahmen“ als auch das Kunstwerk an der Wand anbrachten. Danach wurde es bis zur feierlichen Enthüllung mit einer Plane abgedeckt, womit Wind und Wetter nicht wirklich einverstanden waren und so Passanten gelegentlich einen Blick auf Teile des Kunstwerks erhaschen konnten.
Wann und wie verlief die Enthüllung?
Am 29.05.2024 um 18:00 Uhr hatten wir zur feierlichen Enthüllung geladen, für die sowohl der Fränkische Tag, das Rathausjournal (Seite 21), der Bamberg-Guide als auch Radio Bamberg zur Berichterstattung kamen. Wir durften diverse prominente Gäste aus Politik und Wirtschaft wie Bürgermeister Wolfgang Metzner, Stadtrat und Wirtschaftsreferent Dr. Stefan Goller, die Leiterin der Wirtschaftsförderung Ruth Vollmar, Stadträtin Anne Rudel, Stephan Kirchner, den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Bamberg in seiner Rolle als finanzieller Unterstützer des Innenstadtfonds, sowie die beiden Töchter Barbara Bollerhoffs, Katharina Königsfeld und Anna Grasser begrüßen. Nach den Grußworten berichtete Peter Doering über den Projektverlauf, bevor die eigentliche Enthüllung stattfand. Damit wurden Katharina und Anna betraut, die nach einem Countdown die Enthüllung vornahmen. In einem Rutsch und unter großem Applaus fiel die Abdeckung zu Boden und das Kunstwerk konnte erstmals in seiner vollen Schönheit und den gewaltigen Ausmaßen bestaunt werden. Danach beschrieb Katharina Königsfeld mit bewegenden Worten die Gedanken ihrer Mutter, sowie, wie das Kunstwerk zu interpretieren ist.
Am 06.06.2024 wurde schließlich die Infotafel angebracht, die vom Künstler Bernd Wagenhäuser hergestellt worden ist.
Wie lange wird das Bild hängen bleiben?
Nach den Regeln des Innenstadtfonds darf es bis 31.12.2024 hängen bleiben und muss dann wieder abgenommen werden. Man arbeitet in der Stadtverwaltung aber an Lösungsvorschlägen, die es ermöglichen sollen, es über das Jahresende hinaus, also dauerhaft zeigen zu können.
Denn man sieht „The Last Dance“ von Barbara Bollerhoff in dieser Größe als neue Attraktion, wenn nicht sogar als neue Sehenswürdigkeit in Bamberg an.
Gruppenfoto
Von links nach rechts:
Jutta Schindler, Moderatorin, Radio Bamberg
Dr. Stefan Goller, Wirtschaftsreferent und Stadtrat
Stephan Kirchner, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Bamberg
Peter Doering, Verwaltungsbeirat Theatergassen
Katharina Königsfeld und Anna Grasser, Töchter Barbara Bollerhoffs
Wolfgang Metzner, dritter Bürgermeister Bamberg
Foto: Udo Arch, IG Theatergassen
Enthüllung
Video: Erich Stöcker